Nebelmorgenwolken

Plakate der Guerillia Girls

Arsenale - Nilpferd:

Videostills von Albarracin:

Biennale - Arsenale: M. Mori

Biennale - Carlos Garaioca:

Biennale - Arsenale: S. Verga

Biennale - Arsenale: V. Soares

Venedig oder besser: Murano

Venedig - Oktober 2005

Reisedaten: 18. Oktober bis 22. Oktober

Mehr Bilder und weniger Worte
Donnerstag, 20. Oktober 2005 Am nächsten Morgen gab es Gedrängel in den unteren Räumen: Frühstück und nur eine „Kaffeemaschine“ (Automat)- das kann in der Früh nicht gut gehen?! Das Essen ist auch eher weniger: ein Hörnchen, einen Zwieback, Kekschen und Marmelade... Einige Wagemutige holen bei der nahen Bäckerei für alle Brötchen und bringen auch Salami als Belag mit. JamJam (auch wenn meine Salami für Vesperbrot blieb!).

Um 10 Uhr treffen wir uns mit unseren Führerin vor der Arsenale: Biennale – Tag 2

Viele tolle Überraschungen erwarten uns – wirklich, die Biennale ist eine Reise wert!
Auch wenn mir der Sinn einiger Installationen verwehrt blieb, dank unserer tollen Führerin wurde vieles klar und verständlich.
Der erste Raum bietet gleich ein Aha-Erlebnis: den Tampon-Leuchter von Joana Vasconcelos. Wirklich ein Riiieesenteil. Am Photo ist nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen, insgesamt hängen dort 14.000 Tampons (laut Katalog - ich hab sie zwar nicht gezählt, aber glaub die Zahlen sofort - ich hätte mehr geschätzt.) Frauensache - darum geht es auch auf den Plakaten der Guerilla-Girls, die fragen: 'Do Women have to be naked to get into the Met. Museum?', da nach einer Erhebung noch 1989 nur 5% der Künstler in moderen Museen weiblich waren, jedoch 85% der Akte weiblich sind... mehr über die Aktionen: www.guerilliagirls.com
Hier auf der Biennale waren viele Künstlerinnen vertreten, was sicher auch an den beiden Kuratorinen liegt. In der Arsenale gibt es viele Installationen, wie die von Jimmie Durham, die aus vielen verschiedenen Objekten in einer großen Collage zusammengefügt wurden oder Videoinstallationen. Die Videoinstallation von Runa Islam hat mir gut gefallen: ein Raum, in dem ein Tisch mit Kaffeegedeck steht. Eine junge Frau betritt den Raum und schubst - wie aus Versehen und in Zeitlupe, Teller und Tassen zu Boden. Klingt nicht spannend? War es aber. Weitere faszinierende Videoinstallationen gab es auch von Berni Searle, der eine Art Hexenküche mit rotglühenden Töpfen zeigte, oder von Adrian Paci, der eine Gruppe von Menschen beobachtet.

Emily Jacir zeigte wieder Videos und zwar aus New York und Ramallah, jedoch konnte es auch in Berlin oder Istanbul sein. Denn gezeigt wird in den Videos der Alltag ähnlich eingerichteter Friseursalons gezeigt. Oder zweier Reiseburos. Auch in verschiedenen Städten passiert dort dasselbe, immer wieder im Alltag.
Bei der Installation von Shahzia Sikander wechseln sich Bilder, Farben und Formen immer wieder ab - meditativ, angenehm im Rummeltreiben. Viel, viel wilder sind die Arbeiten von Leigh Bowery - er war in den 80ger und 90gen in den Londoner Clubs hip, ein wilder, bunter, schräger Designer. Der verrückte Kombinationen ausspinnt und ausstellt. Knallig - bunt - schrill.
Aber es gibt auch ruhiges, gemütliches zu sehen. Wie das Nilpferd von Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla. Das aus Schlamm hergestellt sein soll. Man kann wohl auch darauf sitzten - denn, wenn es Schlamm war, dann ist dieser nun getrocknet und fest.

Ebenso ruhig, aber weniger lebendig ist eine Sandinstallation '+ and -' möchte Mona Hatoum dem Unterschied zwischen dem Unterschied und demselben auf die Spur kommen. Zum Mitmachen regt die besondere Schreibmaschine von Rivane Neuschwander an: mit dieser Maschine kann man tippen jedoch nur Punkte und Kommas. Mehr Zeichen gibt es nicht - und dennoch hingen viele verschiedenen Botschaften von Besuchern ringsum an den Wänden. Gestaltet aus Punkten. Punktum fein ist auch der Film von Donna Conlon, indem die Künstlerin aus bunten Kronkorken die New Yorker Skyline aufbaut. Schritt für Schritt verschwindet die Stadt und es wird bunt im Bild.
Bunt treibt es auch die Gruppe Blue Noses aus Moskau. Bei Ihnen gabs Filme in Kartons - einige Sekunden lang, mit immer wieder verschiedenen absurden Handlungen: Dauer-Rollerfäschens oder Kegeln mit Menschen.

In der Videoinstallation von Stephen Dean geht es um Massenansammlungen von Menschen und was diese verbindet. Sei es ein hindische Festival, ein braslilianisches Fußballspiel oder Karneval. Die Massen fallen in eine Art Trance, die Kamera fängt dies ein.
Pilar Albarracín zeigt ein Paar beim Tanzen, nicht irgendein Tanz, sondern Flamenco. Dabei werde aber nur die Füße gezeigt, doch diese zeigen auf kritische und witzige Weise die Weiblichkeit.
Abgespacet geht es bei Mariko Mori zu, er hat ein komplettes UFO aufgebaut, das man nach einiger Wartezeit auch betreten darf. Ich hab mich nicht angestellt, aber gesehen, dass man da nur mit Extra-Socken reindarf und dann wohl irgendwie im Inneren des UFOs angestöpselt wird. Damit soll dann irgendwie gemessen werden, ob man enstpannt, nervös oder so ist und dies wird dann wohl in Farbwolken visualisiert. Aber da ich nicht ins Raumschiff reinschauen kann hab ich mich an den Farbspielen außen am UFO erfreut.

Danach kamen viele tolle Räume und Videoinstallationen: Kimsooja stellt sich in Fußgängerzonen Metropolen und kontrastiert so mit den vielen Menschen, die an ihr vorbeigehen. Jun Nguyen-Hatsushiba hat etwas ausergewöhnliches geschaffen: er filmt Unterwasser-Maler, die dort malen auf Staffeleien und Leinwand.
Der nächste Raum war noch verrückter.. ich trat ein und hatte das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Doch dann merkte ich, das es nur eine besondere Videoinstallation war, die einem vorgaukelt, den Boden zu bewegen.
Wesentlich angenehmer war da der nächste Raum, der wunderbar entspannte. Er war schön dunkel, nur wenige Spots erhellen den Raum mit netten Häuschens oder sowas erleuchtet. Super, der Künstler heißt Carlos Garaioca: Entspannen!
Danach kam ein weiterer ruhiger Raum gestaltet von María Teresa Hincapié de Zuluaga. Kerzen, Vogelkäfig, Erde und Rindenstücken aufgereiht in Sternform.

Außen vor den Hallen gab es auch Kunst zu sehen, Wolkentüten von Pascale Marthine Tayou und Papageitelefonen, naja nicht Telefone in Papgeiform sondern andersrum: die Telefone in den Papageien versteckt.
Eine Überraschung bat für mich eine Installation außerhalb – wir gingen zwischen den Hallen Richtung Ausgang, Wand an Wand, Nieselregen und auf einmal zwitschern Vöglein wunderbar... ich sehe mich um – in Erwartung einen großen Schwarm zu sehen... aber nichts – villeicht sitzen sie ja versteckt am Dach – und da entdecke ich die Lautsprecher... Schön so etwas, wo man es nicht erwartet!

Mmh dann gab es im Art Blu Cafe noch ein Panini (getoastetes, leckeres Sandwich) an der Bar essen. Dann im Museumshop wird eingekauft – leider hatte ich nicht so viel Geld dabei, wie ich hätte ausgeben wollen... da gab es so viele schöne Bücher. Bilderbücher, Kunstbücher, Bildbände und einen Mini-Führer, in welchem alle Künstler genannt sind, sowie zwei Lesezeichen hat es noch gelangt. Frau Krämer war indess eifriger am Kaufen: den großen Katalog für unsere Bib, denn ich kurz gerne trug – um ihn an einen starken Mann weiter zu reichen - Dank an Prof. Stoll! :D

In Kleingruppen wurde nun Venedig unsicher gemacht – einige hatte von der Biennale noch immer nicht genug und besuchten noch einmal die nationalen Pavillons – wir wanderten einfach umher - quer durch die Stadt und mittenhinein in das Labyrinth aus Gassen und Brücken. Ich war, nein bin es noch immer, so fasziniert von den Gassen, Winkeln und Brücken... !
Wir suchten uns unsere eigene Route quer durch die Stadt die wichtigisten, touristischen Punkte, wie die Seufzerbrücke und San Marco, wobei auch die vielen Gassen schon alleine sehenswert sind.
Wir trafen uns am Nachmittag mit den Profs und besuchten gemeinsam das Peggy-Guggenheim-Museum, in der es moderne Kunst gab von Expressionisten, sowie Picasso und Pollock – und hörten einen interessanten Vortrag über das Leben und Wirken der Peggy Guggenheim.
Danach ging es wieder durch die Stadt im Nieselregen... Gesucht und gefunden ein Supermarkt für Vesperbrote und Getränke... danach in unsere Residenza, wo wir uns Pizzen bestellten und es uns im Zimmer gemütlich machten und bis spät in die Nacht – oder früh in den Morgen ?! - plauderten.

Freitag, 21. Oktober 2005 Freitag früh hieß es für uns nach dem Frühstück Zimmer räumen und Sachen packen.
In Gruppen machten wir uns auf die Socken Venedig zu erkunden oder eine der vielen Museen zu besuchen. Start war bei Redentore (noch auf Giudecca) einer schönen schlichten Kirche – für italienische Verhältnisse zumindest!
Dann ging es mit dem Vaporetto hinüber weiter zu S. Zacharia (?), hier kann man einen Tizian bewundern: „Assunta“, außerdem ein Triptychon von Giovanni Bellini. Um die Werke besser betrachten zu können lohnt es sich einige Groschen in die „Beleuchtung“ zu investieren und schwups gehen den Gemälden ein Licht auf! Mein erster Eindruck in dieser Kirche war: Das ist doch ein Museum, denn die Wände waren mit Gemälden behangen, dass man von der eigentlichen Wand nichts mehr sah. Sehr eindrucksvoll war auch der mächtige Altar, geschnitzt aus dunklem Holz.
Das nächste Ziel - typisch Touris ;D - die Seufzerbrücke und San Marco. Am Markusplatz gibt es wirklich unzählbar viele Tauben.... Der geschichtsträchtige Dodgenpalast (einige Male abgebrannt, auf-, um- und angebaut) und die Markuskirche - sehr eindrucksvoll!
Dann gingen wir weiter zum Phönix in Venedig: das Theater! Zuletzt brannte es 1998 ab und wurde 2002 wiedereröffnet. Eine Führung haben wir leider verpasst - dennoch einen schönen Eindruck vom Gebäude gewonnen.

Vorbei an Gondeln, über Brücken - Rialto ließen wir uns natürlich nicht nehmen! - fuhren wir auf die Glasbläserinsel Murano.
Dort reihte sich wirklich ein Laden an den nächsten, die alle - exakt - kunstvolle Glaswaren anboten. Natürlich gibt es auch hier Cafes zum Rasten für müde Läufer. Wunderbar - die Sonne ließ sich blicken und strahlte uns freundlich an!

Ein Besuch auf S. Michelle der Friedhofsinsel darf darf nicht fehlen - leider hatte wir nur knapp 20min Zeit uns umzusehen, bevor uns Lautsprecher zum Gehen aufforderten... sehr eigen!
Etwas darf man in Italien natürlich nicht auslassen: Eisessen!
Dies wurde nun nachgeholt, durch Gasse und Brücken - quer durch das Papierviertel (obwohl wir es leider nicht wirklich fanden) ging es zur Piazza s. Margaritha - wo es ein wunderbares Eis gibt! Mmmmh! Dankeschön Prof. Stoll! Nach diesem Genuß hies es jedoch bald Aufbruch. Letzte Einkäufe, letzte Verwirrungen zwischen den Kanälen und dann hieß es schon auf zum Bahnhof.
Auf Wiedersehen Venedig!